Es sind Tage wie diese, die die Trainerarbeit bestätigen und die Sportler im wahrsten Sinne des Wortes "beflügeln". Das gestrige Training (17.9.) war ein Besonderes. Ein besonders Schönes, aus dem Trainer und Sportler mit maximaler Begeisterung und maximaler Motivation herausgingen.


Angefangen hat alles schon am Dienstag. Nach einer wirklich sehr erfolgreichen Wettkampfsaison, gab es natürlich ein ausgiebiges Spieletraining. Dafür sind die Sportler ja immer zu begeistern. Am Donnerstag erklärte ich dann den Sportlern, dass (außer für Isabell, die noch die Deutschen Meisterschaften turnen muss) es nun Zeit ist, neue Elemente zu lernen. Die Wettkämpfe sind ja nun vorbei und somit müssen keine ganzen Übungen mehr geturnt werden.

Für einige Sportler wurde es Zeit, das schwierige Schlüsselelemet "Fliffis" zu erlernen (Dopppelsalto vorwärts mit halber Schraube). Ich hatte berechtigte Zweifel, dass das so einfach gelingt, denn der Fliffis hat bei uns leider keinen guten Ruf. Das heißt, die Sportler haben große Angst davor und selbst Vorübungen wie der Doppelsalto vorwärts in den Stand wurden von Isabell und Peter lange Zeit verweigert und gemieden. Ich hatte mich schon auf Machtkämpfe und anstrengende Motivationsarbeit eingestellt. Solche Phasen sind weder für die Trainer, noch für die Sportler schön. Glücklicherweise ist aber das Gegenteil passiert.

Zur Trainingsvorbereitung hatte ich mir einen kleinen Trick überlegt. Zunächst focusierte ich mittels "Feinarbeit" bei einfachen Sprüngen die Konzentration der Sportler extrem auf sich selbst. Danach rief ich einen kleinen Wettstreit aus. Ich verlangte von jedem drei gestandene Doppelsaltos. Wer verturnt (alles Andere als in den Stand) musste zwei Doppelsaltos nachholen. Ohne zu wissen, dass sie für den Fliffis trainieren, strengten sich Isabell, Dominik und Peter extrem an, ihre drei geforderten Doppelsaltos in den Stand zu turnen. Sie wollte ja fertig werden.
Isabell war nach nur einem Fehlversuch als erste fertig. Dominik nach zwei Fehlversuchen, also insgesamt fünf gestandenen Doppelsaltos. Nur bei Peter lief es nicht so gut. Er turnte zwar auch sehr sauber, hoch und angstfrei, hatte jedoch immer etwas zu viel Drehung. Da zu viel Drehung allerdings für den Fliffis notwendig ist - was ja mein eigentliches Ziel war, machte ich ihm ein besonderes Angebot. Er müsse seine noch fehlenden fünf gestandenen Doppelsaltos nicht mehr machen, sie wären also gelöscht, wenn er nur einen einzigen Fliffis turnt. Sein Gesichtsausdruck zeigte sofort seinen innerlichen Konflikt und er bat schnaufend um Bedenkzeit.

Zwischenzeitlich gab es Anlass zum Lob bei Isabell, denn gerade sie hatte große Angst vor dem Doppelsalto. Durch den Wettstreit motiviert hat sie ihre Aufgabe - wie von ihr gewohnt - hervorragend erfüllt. Auf einmal war der Doppelsalto gar nicht mehr so schlimm. Tony turnte schwierige Kombinationen auch sehr schön und konzentriert und Simon, der erst am Dienstag eine Vorbereitungsübung für den "Barani" lernte (Salto vorwärts), turnte schon heute diesen neuen Sprung sehr gut "aus der Kalten". Und Dominik hatte schon am Donnerstag einige Fliffise auf die Füße gestellt und somit die hohe Anforderung dieses schwierigen Sprunges erfüllt.

Bei allen ging es außergewöhnlich gut voran. Ich sagte, "Also was ist denn heute mit Euch los?. Es lernt ja hier jeder etwas Neues. Wenn ihr so weiter macht, beende ich das Training und gehe mit Euch zu Marschner's Eiscafé Eis essen!" Die Sportler riefen laut "Jaaaaaa" und waren nun extrem motiviert. Es lagen unglaubliche Energien in der Luft. Man konnte den Willen und den Mut förmlich spüren.

Ich ging zu Peter der sich zwischenzeitlich dafür entschieden hatte, den Fliffis zu turnen. Er wollte diesen schwierigen Sprung ja schon länger schaffen, aber bisher fehlte der Mut. Selbst die Vorübungen schienen noch weit weg. Die derzeitige überschwängliche Situation aber, lies bisherige Zweifel und Ängste wahrscheinlich verschwinden. Wir besprachen also noch einmal die Vorgehensweise und uns wurde auch noch einmal klar, dass Peter erst seit exakt einem (!) Jahr diese Sportart betreibt. So schnell wie er, ist noch keiner meiner Sportler vorangekommen. Ich gab noch einmal motivierende Worte. Dann fiel der Schalter bei ihm. Er stand auf, turnte an, ich zählte "Und... eins... zwei... drei..." und Peter sprang einen kompletten Fliffis sicher auf die Füsse!

Ein Jubeln ging erneut durch die Halle und hätte es Zuschauer gegeben, hätte es diese nicht mehr auf den Bänken gehalten. Unglaublich. Nach einem Jahr Trampolinturnen turnt Peter - als zweiter Sportler überhaupt - einen Fliffis (Schlüsselelement für die nächste Ebene). Wir wiederholten noch einige davon, die auch alle (!) sicher landeten. Ich bin überzeugt, dass auch Dominik seine Versuche verbessert und zusammen mit Isa diesen wunderschönen Sprung ebenfalls bald beherrscht.

Als Dominik dann hoch motiviert noch ganz nebenbei einen Schraubensalto turnte, löste ich mein Versprechen ein und wir gingen Eis essen. Solche Tage wie diese motivieren die Sportler und die Trainer im höchsten Maße. Ich bin so unglaublich stolz auf meine Sportler. Sie haben die richtige Einstellung und viele andere, für den Wettkampfsport notwenige, Eigenschaften. Das Talent jedenfalls spielt in unserer Wettkampf-Gruppe eine eher untergeordnete Rolle.


(Peters Fliffis vom 20.9.)