Überglücklich war Isabell am vergangenen Samstag (21.5.2011) zum 2. Filder-Pokal, der in Ostfildern-Ruit, nahe Stuttgart stattfand. Isabell erreichte tatsächlich die notwendige Punktzahl und qualifizierte sich somit für die diesjährigen Deutschen Meisterschaft, deren Austragungsort aber noch nicht feststeht. [Presseartikel]

Sich zu qualifizieren ist dabei längst nicht mehr so einfach, wie in den vergangenen Jahren. Die Anforderungen hinsichtlich der Übung, der Kampfrichter sowie der Ausstattung der Turnhalle sind gestiegen. Längst nicht jeder Wettkampf erfüllt die neuen Vorgaben des Deutschen Turnerbundes und des Weltdachverbandes (FIG), sodass die Sportler nur wenige Versuche haben, sich für Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren.
So muss beispielsweise mindestens eine Pflichtübung M9 geturnt werden, die Kampfrichter müssen mindestens eine B1-Lizenz besitzen und Isabell musste in Summe mindestens 51,2 Punkte aus Ihrer Pflicht und einer Kürübung (Vorkampf oder Finale) erreichen. Isabell erreichte 52,5 Punkte.

Der erste Versuch, beim Rheinhessenpokal im März, ging leider schief. Schuld waren die letzten beiden Sprünge Ihrer Kür (eindreiviertel Salto vorwärts, aus der Rücklage eineinviertel Salto vorwärts gestreckt mit eineinhalb Schraube), die einfach nicht richtig klappen wollten. Leider blieb das auch bis zum letzten Training vor dem Filder-Pokal so und ein weiterer Misserfolg (wie auch zum 1. Chemnitz-Cup) war abzusehen. Gemeinsam musste man nun eine schwere Entscheidung treffen, denn das Verändern der Übung bzw. das Ersetzen dieser zwei Sprünge durch andere Elemente, ist nicht ganz so einfach und einen Tag vor dem Wettkampf zudem ein Risiko. In Isabells Fall konnte die Übung nur so umgestellt werden, dass sie gleichzeitig auch eine höhere Schwierigkeit turnen musste. Nach weiteren Fehlversuchen der bisherigen Übung entschieden wir uns dann für diesen Schritt und stellten Ihrer Übung kurzerhand um. Wir nahmen den Fliffis b (Doppelsalto mit halber Schraube) als zehnten und letzten Sprung mit rein. Entsprechend Aufgeregt ging es dann zum Wettkampf.

Um den Druck auf die Sportler so gering wie möglich zu halten, verriet ich nicht, dass der Filder-Pokal doch alle Bedingungen erfüllt und ein "Qualifikations-Wettkampf" ist. Isabell turnte Ihre Pflichtübung ausgesprochen gut und es stieg bei mir sogleich die Hoffnung, sie könne es vielleicht schaffen, wenn nun auch noch die neue Kürübung fehlerfrei klappen würde. Innerlich äußerst angespannt wartete ich nun auf Isabells neue Kürübung. Dann war sie dran. Sie betrat das Gerät und als der Hauptkampfrichter das Startzeichen gab, war die Aufregung bei mir kaum auszuhalten, denn ich wusste ja, was ein "Durchkommen" bedeutet würde. Die folgenden 20 Sekunden vergingen gefühlt sehr langsam. Ich beobachtete jedes Detaill, jeden Knotenpunkt, jeden Absprung und hoffte, dass sie den Fliffis b als letztes und gleichzeitig neues Element fehlerfrei - und vor allem im Gerät - landet.Isabll hat es geschafft. Sie sprang ihre Kür sturzfrei und mit recht guter Haltung durch. Erleichtert lief ich zu Isabell, die mit Ihren Teamkollegen gespannt wartete, bis auf der Anzeigetafel die Summe der Vorkampfpunkte erscheint. Bis dahin wusste nur ich allein, dass sie sich jetzt möglicherweise die Qualifikation geschafft hat, wenn es 51,2 Punkte sind. Noch bevor ich ankam und selbst auf die Anzeigetafel schauen konnte riefen mir die Sportler schon zu "Hey Thomas, wenn das ein Quali-Wettkampf gewesen wäre, hätte sich Isa jetzt qualifieziert. Sie hätte es geschafft."


Da konnte ich nicht mehr an mich halten, informierte ganz trocken die Gruppe, das es doch ein Qali-Wettkampf sei und beglückwünschte Isabell zum erreichten Ticket. Nach einigen Augenblicken der Fassungslosigkeit war die Freude sofort sehr gross. Wir drückten und herzten uns. Anschließend rief sie sogleich Ihre Eltern an und teilte ihren Erfolg mit.

Ihre Teamkollegen Dominik und Peter erreichten die notwendigen Punkte leider nicht und müssen nun die Dritte und wahrscheinlich letzte Chance beim Ostseepokal im Juni nutzen, um ebenfalls an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen zu können. Es bleibt also weiter spannend.